Flügelt ein kleiner, blauer Falter ...
Heimatforschung Fürstenhagen
 
Einheimische Falter des Weserberglandes
Nymphalidae - Edelfalter
Apatura ilia - Kleiner Schillerfalter
Rand
 
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Schillerfalter sind die vollendete Zierde der Tierwelt, unübertreffbar an Schönheit und Eleganz.

Ihre Schönheit ist die vergängliche Augenblicksschönheit der flirrenden Sommerhitze. Die schillernden Farben sind nicht wirklich da, nur ein Augentrug, unwirklich wie ein flüchtiger Gedanke. Keine Farbpigmente bläuen die Schwingen, nur die räumliche Struktur der Oberseiten sendet dem Auge den berückenden Glanz.

Schmetterlinge sind Kinder des Himmels. Auch dem Chamäleon schenkte er Farbwechsel, dem schillernden Falter aber dazu die vollendete Eleganz.

Einem Geistesblitz gleich fliegt er mit kraftvoller Leichtigkeit, wendiger Schnelle und spielerischer Anmut. Er spottet der Schwerkraft und ihren Knechten, den kriechenden oder stampfenden Erdlingen. Ultraleicht federt der schlanke Körper. Weit schwingen die Tragflächen, getrieben von starken Brustmuskeln. Frei bewegen sich alle vier Flügel. Große Rundum-Augen erkunden den Luftraum. Sechs zähe Landestützen warten auf ihren Einsatz.

Als Seelenverwandte der Schmetterlinge wissen wir Menschen um das Geheimnis der Eleganz. Spielerische Leichtigkeit schätzen wir vor keuchender Mühe, schlanke Anmut vor dickbäuchigem Phlegma, wendige Kraft vor schlaffer Schwäche. Spiegeln gar diese Äußerlichkeiten das innere Sein wider? Dann könnte unsere Schillerfalter ein Gaukler des Geistes sein, Kleine Füchse Schlaufüchse und Distelfalter listige Witzbolde. Jeder Falterjäger weiß, daß sie das wirklich sind.

 

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Apatura ilia
Foto: Wolfgang Schweighofer 2007
 

Irgendwo auf verschwiegenen Waldwegen oder Lichtungen muß es hier den Kleinen Schillerfalter geben. Mit über 6 cm Flügelspannweite heißt er klein nur als kleiner Bruder des Großen Schillerfalters Apatura iris. Der einzige Fundnachweis hier war ein toter Flieger, zerfetzt die Flügel, ausgehaucht das tapfere Falterleben. Eine Windschutzscheibe hatte ihm ein Ende gesetzt. Tot lag er an der Straße von Heisebeck Richtung Oedelsheim, 1 km von Fürstenhagen, schon auf hessischem Boden.

Autos machen dem Schillerfalter das Sterben leicht, und die Unwissenden unter den Förstern das Leben schwer. Dabei könnte es so einfach sein, gibt sich die rücksichtsvolle Schillerfalter-Raupe doch zufrieden mit forstlich nutzlosem Ausschuß: Espenblätter und andere Pappelarten beknabbert sie ebenso wie die schlichte Salweide.

Faltermütter stellen aber höchste, wählerische Anforderungen und vertrauen ihre Eier nicht jedem beliebigen Baum an: Das Offenland meiden sie ebenso wie die Fluren der Dörfer. Tiefer Wald ist ihnen nicht sonnig genug. Eine junge Espe am Waldrand aber, in windgeschützter, sonniger Lage, das ist das richtige.

Es gab Jahrzehnte, da sahen Förster solches schnellwachsende Weichholz im Wald als Unkraut an wie die Birke und gaben stehende Anweisung an die Forstknechte, den Wald und die Wegränder von ihnen "sauber" zu halten. So starben die Schillerfalter flächendeckend den leisen, unbemerkten Tod derer, die zu gut sind für diese Welt.

Weiterführend: Lepiwiki

 
Apatura ilia
Apatura Ilia, Totfund, Heisebeck 1984

 

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